Warum Waldkindergarten?
Die Natur ist der ideale Bewegungsraum für Kinder. Bewegung wird dabei nicht nur als Ausdruck von kindlicher Lebensfreude gesehen, sondern als Basis der Gesamtentwicklung.
Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, wie eng die motorische und die geistige Entwicklung miteinander verknüpft sind. Durch die Bewegungserfahrung in der Natur lernen die Kinder nicht nur ihre Umgebung, sondern auch sich selbst – ganz individuell und als Teil des großen Ganzen – intensiv wahrzunehmen.
Sie entdecken die Welt durch eigenständiges, aktives Handeln. Aus pädagogischer Sicht geht es vor allem darum, den Kindern etwas zuzutrauen. Sie dürfen auf Bäume klettern, sie dürfen "gefährliche" Dinge ausprobieren. Auch Schnitzmesser und andere Werkzeuge sind im Waldkindergarten kein Tabu. Durch diese Erfahrungen lernen die Kinder ihre eigenen Grenzen besser kennen und stärken gleichzeitig ihr Selbstbewusstsein.
Die Kinder lernen, der Natur gegenüber achtsam zu sein und das wertzuschätzen, was sie ihnen bietet. Gespielt wird mit allem, was der Erlebnisraum Wald hergibt: Matsch und Moos, am Boden liegende Baumstämme, Stöcke und Blätter. Es wird gesungen und gelacht, geklettert und geschaukelt, gelesen und gemalt. All das, was Kinder auch im normalen Kindergarten machen – aber alles ein bisschen anders, ein bisschen freier, ein bisschen "natürlicher".
Erleben mit allen Sinnen
Im Wald erfahren die Kinder die Natur mit allen Sinnen. Sie lauschen den Geräuschen des Waldes, sie riechen die Natur. Sie erleben den Wechsel der Jahreszeiten im wahrsten Wortsinn "hautnah". Durch die Kälte- und Wärmereize, denen die Kinder im Laufe des Jahres ausgesetzt sind, wird das Immunsystem gestärkt. Waldkindergarten-Kinder sind gesundheitlich stabiler und haben weniger Unfälle. Und wenn sie fallen, dann tun sie das meist geschickter als ihre Altersgenossen aus dem Regelkindergarten.
Auch die Lärmbelastung und der damit verbundene Stressfaktor ist im Wald sowohl für die Kinder als auch für die Erzieher deutlich geringer als in gewöhnlichen Kindergärten. Wer schon mal ein paar Minuten in einem Kindergartenraum verbracht hat, weiß wie laut es dort tatsächlich werden kann.
Untersuchungen zeigen, dass das freie Bewegen in der Natur die motorische Entwicklung unterstützt und die Wahrnehmung schult. Auch auf die Sprachentwicklung wirkt sich die Waldpädagogik positiv aus. Weil in den meisten Waldkindergärten auf konventionelles Spielzeug verzichtet wird, müssen die Kinder sich viel häufiger über die Bedeutung und Funktion von Gegenständen sowie über das Spielgeschehen austauschen und untereinander verständigen.
Statt nur zu "konsumieren" sind die Kinder aufgefordert, ihre eigene Kreativität zu erleben und auszuleben. Sie lernen, sich ständig auf neue Situationen einzustellen und Lösungen zu finden – alleine oder in der Gruppe.
Durch die tägliche Erfahrung in der Natur, mit ihrer biologischen Vielfalt, entwickeln sie Fürsorge und einen rücksichtsvollen Umgang – miteinander, mit der Natur und mit sich selbst...